Ein vielfältiger Weg für eine einzigartige Erfahrung
Den Arbeits- und Schulalltag in der Berufslehre unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer einfach. In der Lehre zusätzlich einen Aufenthalt in einem anderen Sprachgebiet oder im Ausland zu absolvieren, mag unmöglich erscheinen. Und dennoch: Eine solche Erfahrung kann die eigene Motivation, die Persönlichkeit und die beruflichen Perspektiven enorm steigern. Das gilt nicht nur für Lernende, sondern auch für Lehrpersonen und Berufsbildner:innen. Sieben Tipps der Profis von Movetia, der nationalen Agentur für Austausch und Mobilität, mit der die EHB zusammenarbeitet.
Von Arnaud Clément, Audrey Fasnacht und Marina Grolimund
Ob für zwei Wochen, drei Monate oder für ein ganzes Jahr: einen Teil der Ausbildung oder einen Berufseinsatz in einem anderen Sprach- oder Kulturraum der Schweiz oder im Ausland zu absolvieren, ist für Lernende und Berufsbildungsverantwortliche eine Chance, die es zu nutzen gilt. Jeder Mobilitätsaufenthalt ermöglicht es, zahlreiche neue Kompetenzen zu entwickeln, sei es menschlicher oder beruflicher Art. In erster Linie fördert das Entdecken eines neuen Arbeitsumfelds die beruflichen Kompetenzen. Indem man die eigene Komfortzone verlässt, fördert dies aber unweigerlich auch bereichsübergreifende Fähigkeiten wie Selbstständigkeit, Verantwortungsbewusstsein oder Offenheit. In einer sich ständig weiterentwickelnden Welt, die hohe Flexibilität erfordert, sind diese Eigenschaften bei Unternehmen zunehmend gefragt. In einem Umfeld mit einer anderen Sprache als der herkömmlichen Alltagssprache werden zudem natürlich auch die Sprachkenntnisse gefördert.
Den Schritt wagen – mit der richtigen Unterstützung
Movetia ist die Schweizer Agentur für Austausch, Mobilität und Kooperation. Sie fördert und betreut Austausch und Mobilitätsprojekte in der Aus- und Weiterbildung im In- und Ausland – und dies sowohl im schulischen wie auch im ausserschulischen Bereich. Langfristiges Ziel ist dabei, allen jungen Menschen mindestens einmal während ihrer Ausbildung einen längeren Austausch zu ermöglichen. Konkret heisst das: Movetia berät und begleitet Berufsbildungsorganisationen bei der Umsetzung von Mobilitäts- und Austauschprojekten für Lernende und Lehrpersonen und unterstützt Projekte auch finanziell. Die Vorteile liegen auf der Hand, der Rahmen ist gegeben. Nun gilt es nur noch, den Schritt zu wagen. Wer ein Austauschprojekt initiieren möchte, findet nachfolgend sieben Tipps, die von der ersten Idee über den eigentlichen Austausch bis hin zur Auswertung zu beachten sind.
1. Ich habe eine Idee für ein Projekt. Womit beginne ich?
Eine gute Ausgangsbasis ist der Austausch mit anderen Organisationen, die bereits Erfahrung mit Mobilitäts- oder Kooperationsprojekten haben. Besuchen Sie einschlägige Veranstaltungen. Aktivieren Sie Ihr Netzwerk und erhöhen Sie auf diese Weise Ihre Chancen, Kontakte in der Schweiz oder im Ausland zu finden. Und holen Sie sich die Unterstützung Ihres Managements.
2. Wer kann mich unterstützen und beraten?
Movetia bietet eine massgeschneiderte Begleitung für Mitarbeiter:innen von Schweizer Bildungsinstitutionen, die ein Mobilitäts- oder Kooperationsprojekt durchführen möchten. Die Agentur bietet Interessierten Beratungstermine und Präsentationen an. Bei diesen Gelegenheiten können die Inhalte besprochen und diskutiert werden.
3. Wie konzipiere ich mein Mobilitätsprojekt?
Jetzt gilt es, Ihre Idee als Projekt umzusetzen. Legen Sie zunächst Ziele fest, zum Beispiel den Erwerb von individuellen Kompetenzen. Überlegen Sie, mit welchen Massnahmen diese Ziele erreicht werden können, beispielsweise mit einem Praktikum im Ausland. Und planen Sie die Nachverfolgung, etwa in Form eines Lerntagebuchs, sowie die Auswertung, zum Beispiel mit einem Fragebogen. Auch die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Teilnehmenden sollten geklärt werden. Häufig muss der Inhalt eines Projekts an die Rahmenbedingungen der Organisation angepasst werden, bei der ein Finanzierungsantrag gestellt wird.
4. Wer finanziert mein Projekt?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um Ihr Projekt zu finanzieren. Sie können bei Ihrer Institution, Ihrem Kanton, bei einer Stiftung oder anderen Sponsoren finanzielle Unterstützung beantragen. Movetia bietet hierfür konkrete Lösungen durch regelmässige Projektausschreibungen in verschiedenen Programmen, die es ermöglichen, einen Förderantrag einzureichen.
5. Wie lässt sich das Projekt umsetzen?
In dieser Phase müssen die einzelnen vorgängig definierten Schritte wie Vorbereitung und Umsetzung berücksichtigt werden. Eine wichtige Rolle spielen auch die Nachverfolgung und Qualitätssicherung. Sie ermöglichen Ihnen, Kurskorrekturen und Anpassungen vorzunehmen. Auch sollten Sie stets Kontakt zu den verschiedenen Parteien halten, die am Projekt beteiligt sind, beziehungsweise die
Kommunikation sicherstellen.
6. Wie sollte die Auswertung erfolgen?
Am Ende eines Austauschprojekts – einer Mobilitäts- oder Kooperationserfahrung – empfiehlt sich eine Evaluation. Mit ihr lässt sich prüfen, ob die gewählten Massnahmen und Projekte tatsächlich geeignet waren, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Auf diese Weise können Sie aus Ihren Erfahrungen lernen und diese in ein nächstes Projekt einfliessen lassen.
7. Das Ganze wieder von vorne?
Nachhaltigkeit ist eines der wichtigsten Kriterien eines jeden Mobilitäts- oder Kooperationsprojekts. Ein Pilotprojekt ruft nach weiteren Projekten. Die gesammelten Erfahrungen, das entstandene Netzwerk und das erworbene Wissen dienen als Grundlage und fliessen in neue Projekte ein. So werden Sie zur Expertin oder zum Experten für Mobilität beziehungsweise (inter-)nationale Zusammenarbeit in der Berufsbildung.
- Arnaud Clément, MA, Projektverantwortlicher Berufsbildung, Movetia
- Audrey Fasnacht, MA, Verantwortliche Media Relations, Movetia
- Marina Grolimund, MSc, wissenschaftliche Mitarbeiterin Internationale Beziehungen, EHB