Verstehen, um zu verbessern

1. Februar 2023 – Wissenschaft gehört zu den grössten Errungenschaften unserer heutigen Gesellschaft. Sie ermöglicht uns den reflektierten Blick auf vieles, was uns beschäftigt und herausfordert: Ob es ums Klima geht, um künstliche Intelligenz – oder um die Berufsbildung. Forschung hilft uns zu verstehen, was ist und warum es so ist. Das ist oft hilfreich, um etwas verbessern zu können.

Dr. Barbara Fontanellaz
Dr. Barbara Fontanellaz, Direktorin EHB
SFUVET, Ben Zurbriggen

«Wer wagt es, das beste System der Welt zu kritisieren?» – mit dieser Frage laden unsere Forschenden an der EHB ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz und dem Ausland zu einem Winterworkshop ein. Am 3. Februar treffen sie sich in Zollikofen, um gemeinsam zu debattieren und zu diskutieren und sich Gedanken über die aktuelle und künftige Berufsbildungsforschung zu machen. 

Sie gefällt mir, diese Frage. Zu forschen, heisst immer auch, sich vom Mainstream abzusetzen, Vorhandenes in Frage zu stellen. Einen neuen und kritischen Blick auf etwas zu wagen. Forschung strebt nach neuen Erkenntnissen. Im Wissen darum, dass auch diese nie der Weisheit letzter Schluss sind, oder wie es der Wissenschaftsphilosoph Karl Popper einmal ausgedrückt hat: «Das Spiel der Wissenschaft endet im Prinzip nie. Wer eines Tages entscheidet, dass wissenschaftliche Aussagen keiner weiteren Prüfung bedürfen und als endgültig verifiziert gelten können, zieht sich aus dem Spiel zurück.» 

Schön, dass wir als EHB Gastgeberin für diesen Anlass sein dürfen. Forschende liefern uns mit ihren Arbeiten die Grundlagen dafür, so manches in der Berufsbildungswelt besser zu begreifen. Ihre Arbeit ist enorm wertvoll für alle, die sich in der Berufsbildung engagieren. 

So haben zum Beispiel Forscherinnen der EHB im Rahmen eines Nationalfondsprojekts zu den betrieblichen Berufsbildnerinnen und -bildnern in der Schweiz geforscht. Diesen Ausbildenden in den Betrieben kommt in einer Berufslehre eine Schlüsselrolle zu. Doch wir wissen wenig über sie und ihre Arbeitsbedingungen. Studien wie diese helfen, eine anspruchsvolle und überaus wertvolle Praxis zu beleuchten und dadurch zu erkennen, wo Handlungsbedarf besteht. 

Aktuell eruieren die gleichen Forschenden im Auftrag der Stiftung TOP-Ausbildungsbetrieb den Weiterbildungsbedarf von betrieblichen Berufsbildnerinnen und -bildnern. Ein schönes Beispiel dafür, wie Wissenschaft und Praxis zusammenspielen können. 

Das muss nicht in jedem Fall so explizit und direkt sein. Der Dialog zwischen Wissenschaft, Lehre und Praxis ist aber immer nötig und für alle Beteiligten ein Gewinn. Dass er stattfindet, ist uns an der EHB ein grosses Anliegen – gerne tragen wir dazu bei. 

Dr. Barbara Fontanellaz 
Direktorin EHB