Die Unternehmen sind gefordert

3. April 2023 – Jedes Jahr bleiben in der Schweiz mehrere Tausend Lehrstellen unbesetzt. Viele Firmen sind sehr kreativ geworden, um Lernende zu finden. Gerade in dieser herausfordernden Situation ist es sinnvoll und hilfreich, in die Ausbildung zu investieren. Denn die Lernenden von heute sind die dringend gesuchten Fachkräfte von morgen.

Dr. Barbara Fontanellaz
Dr. Barbara Fontanellaz, Direktorin EHB
SFUVET, Ben Zurbriggen

Kampagnen auf Social Media, ein Generalabonnement, eine Woche mehr Ferien, Ausflüge oder ein eigenes Notebook: Die Liste der Benefits ist lang. Viele Unternehmen lassen sich immer mehr einfallen, um Jugendliche, die eine Lehrstelle suchen, für ihre Firma zu gewinnen. Aktuell sind gemäss dem Portal berufsberatung.ch schweizweit noch rund 28'000 Lehrstellen frei, einige Tausend dürften es auch im August noch sein. 

Für die Jugendlichen ist das eine gute Nachricht. Konkurrenz belebt das Geschäft: Ihnen stehen eine Vielzahl von Möglichkeiten offen – auch wenn es in beliebten Berufen auch heute oft nicht einfach ist, die passende Lehrstelle zu finden. 

Für die Unternehmen ist diese Situation herausfordernd. Insbesondere in den Branchen, die vom Mangel an Lernenden besonders stark betroffen sind. Sei es weil Jugendliche diese Berufe nicht mehr attraktiv finden oder weil in Boombranchen die Nachfrage nach Lernenden sehr gross ist. 

Wenn Lehrstellen zu Leerstellen werden und Firmen sich deshalb entscheiden, gar nicht mehr auszubilden, ist dies ein Verlust für alle. Längerfristig kann das grosse Auswirkungen auf die wirtschaftliche und soziale Stabilität unseres Landes haben. Wenn Berufe die Gunst vieler Jugendlicher verlieren, braucht es Überlegungen dazu, was sich verändern lässt, um diese zurückzugewinnen. 

Eine gute Antwort auf die starke Konkurrenz ist aber in jedem Fall, bewusst in die Ausbildung zu investieren. Nicht nur mit Benefits, sondern vor allem auch mit dem Bekenntnis zu einer Ausbildung auf Topniveau. Wer sich zum Beispiel als TOP-Ausbildungsbetrieb zertifizieren lässt, kann auf dem Lehrstellenmarkt anders auftreten. Wie sich die betriebliche Berufsbildung stärken lässt, untersucht die EHB auch im Forschungsprojekt «TOP Ausbildungsbetriebe (TAB) – Studie zu den Bedürfnissen von betrieblichen Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern»

Zu den Fachkräften, die wir dringend brauchen, kommen wir insbesondere, indem wir sie selbst ausbilden. Das gelingt vor allem dann, wenn wir Lernenden attraktive Ausbildungsplätze bieten können, damit sie mit Freude und gut betreut ihren Beruf erlernen können. 

Ausbilden lohnt sich. Nicht nur finanziell, wie es die letzte Kosten-Nutzen-Studie der EHB für die Berufsbildung in der Schweiz zeigt. Sondern vor allem auch, weil Ausbilden eine Investition in unsere unternehmerische und gesellschaftliche Zukunft ist.

Dr. Barbara Fontanellaz 
Direktorin EHB