Die Kunst zu differenzieren

1. November 2021 – Die Pandemie hat uns in neue digitale Welten katapultiert. Viele digitale Tools haben wir ausprobiert. Manches möchten wir nicht mehr missen, auf anderes lieber wieder verzichten. Gerade hier liegt die Chance: Diese Erfahrungen ermöglichen es uns, besser zu differenzieren, wo digitale Lösungen für uns Menschen Sinn machen und wo nicht.

Dr. Barbara Fontanellaz
SFUVET, Ben Zurbriggen

Wir mussten einfach: Die Webcam einschalten und schauen, ob wir uns für die tägliche Sitzung mit unserem Team verbinden können. Eine Session starten und versuchen, eine Form von Unterricht zu finden, die online funktioniert, oder Tagungen vom Konferenzsaal in die Onlinewelt transferieren.

Die Pandemie hat unsere Gesellschaft digital weiter transformiert. Das Gute daran: Wir haben in der Not vieles einfach einmal ausprobiert. Das hat erstaunlich gut geklappt. Bewahren wir uns diese Offenheit im Umgang mit neuen Möglichkeiten. Verwandeln wir uns und gestalten um, wie es das lateinische Verb transformare besagt. Ohne Angst und immer wieder.

Wir an der EHB haben in den letzten Jahren im Auftrag des Bundes die digitale Transformation der Berufsfachschulen mit unserem Programm trans:formation in vielfältiger Weise unterstützt. Unter anderem haben sich über 12'000 Personen in über 600 Kursen und Webinaren weitergebildet. Auch wenn trans:formation nun Ende dieses Jahres ausläuft – die Digitalisierung bleibt für uns ein zentrales Thema und ein Grossteil der entwickelten Angebote bleibt bestehen.

Die digitalen Möglichkeiten sind unzählig. Oft potenzieren sie unsere Fähigkeiten. Doch längst nicht immer sind sie ein adäquater Ersatz. Hören wir auch darauf, was wir in Zeiten der Pandemie vermisst haben. Setzen wir aufgrund dieser Erfahrungen die digitalen Mittel künftig dort ein, wo wir dies als positiv erleben, und verzichten wir andernorts bewusst darauf. Verwandeln wir uns differenziert.

Wir alle brauchen echte Begegnungen und die Unmittelbarkeit des direkten Austauschs, gerade in der Bildung, um zu lernen und uns weiterzuentwickeln, um Missverständnisse auszuräumen oder um einen Augenblick der Freude zu teilen, sei es mit unseren Lernenden, unseren Studierenden und unseren Kolleg:innen oder beim Apéro an einer Tagung. Ich wünsche uns, dass dies bald wieder unbeschwert möglich sein wird.

Dr. Barbara Fontanellaz 
Direktorin EHB