ICT im Berufsschulunterricht

Zollikofen, 07. November 2017 - Der Einsatz digitaler Medien im Berufsschulunterricht war das Thema der heutigen gemeinsamen Tagung von SGAB und EHB. Über den Tag beschäftigten Fragen zu den didaktischen Herausforderungen der Digitalisierung im Kontext der Berufsbildung sowie zu neuen Anforderungen der Qualifizierung von Berufsbildnern. Eine unerwartet hohe Teilnehmerzahl von 160 Vertreterinnen und Vertretern aus Berufsbildungspraxis, Politik und Wissenschaft zeigt wie gross das Interesse am Thema derzeit ist.

Nationalrätin Martina Munz, Präsidentin SGAB, spricht an der gemeinsamen SGAB-EHB-Tagung zu ICT im Berufsschulunterricht.
EHB

Die interaktive Tagung begann mit drei Keynote-Vorträgen. Prof. Dr. Dr. Friedrich Hesse, Gründungsdirektor des Leibniz Instituts für Wissensmedien (IWM) und derzeit Leiter der Arbeitsgruppe Wissensaustauch am IWM, sprach über die Notwendigkeit einer grundlegenden informationstechnologischen Grundbildung die Verstehens- und Lernprozesse unterstützt. Hierbei sind e-Learning und e-Teaching Methoden unabdinglich. Daneben hat der technologische Wandel auch zu einer Veränderung der Wissensarbeit geführt. „Komplexere Anforderungen müssen auf der Basis umfangreicher Expertise und häufig extern vorliegenden spezifischen Informationen gemeistert werden. Für diese Wissensarbeit ist es von besonderer Bedeutung, dass durch die digitale Entwicklung eine deutliche Veränderung in der Verfügbarkeit der Informationen und der Möglichkeit, interaktiv solche Informationen weiter zu explorieren stattfindet. Daraus ergeben sich neue Aufgaben im Bereich der psychologischen und pädagogischen Lehr- und Lernforschung, der Didaktik und der Informatik, aber auch für die Curriculumentwicklung.“

Prof. Carmen Zahn und Larissa Hauser der FHNW thematisierten das Forschungsprojekt «MindMovie». Hierbei geht es unter anderem um das Thema Sucht- und Suizidprävention, welches ein Bestandteil in den allgemeinbildenden Lehrplänen der Berufsbildung ist. In ihrem Projekt gingen sie der Frage nach: Welche Möglichkeiten gibt es, das Tabuthema psychische Erkrankung im Berufsschulunterricht “unbefangen” anzugehen? Im Ergebnis fanden sie, dass Konzepte des «Learning through collaborative visual design» (LCVD) durchaus zu einem tieferen Verständnis solch komplexer Themen beiträgt.

Eine weitere Keynote von Dr. Martin Dobricki, EHB, schilderte wie mit Hilfe von interaktiven Videos technologische Brücken zwischen Schule und Betrieb geschlagen werden können. ICT als digitaler Raum für integriertes Lernen wurde im Rahmen des EHB Projektes «iVideo» und des mit EHB Beteiligung durchgeführten Projektes «REALTO» erforscht und führte zur Entwicklung von Software, die zum Beispiel in der Ausbildung der Bäcker und Köche getestet wurde. Die Verknüpfung von theoretischem und praktischem Wissen, das zum Erlernen von kritischem Beobachten und reflexivem Verarbeiten führt, kann durch diese technologischen Entwicklungen besonders gefördert werden.

Die interaktive Tagung bot des Weiteren vier anwendungsorientierte Workshops an. Inhalte waren Implementationsmodelle für die digitale Bildung und damit einhergehende neue Anforderungen für Lehrpersonen sowie die Neugestaltung von Lernkulturen. Darüber hinaus wurde die Sicht von Lernenden und Lehrenden auf den Einsatz von Tablets als Lerninstrument behandelt, der Entwicklungsprozess eines Schulentwicklungsprogrammes an der GBS St. Gallen vorgestellt sowie neue Konzepte zu Blended Learning.