Individuell gestaltbar, praxisbezogen, zeitgemäss: das Ausbildungskonzept EHB

Die überarbeiteten und seit dem Studienjahr 2019/2020 gültigen Studienpläne ermöglichen den Studierenden, ihre Ausbildung in einem hohen Grad individuell auszugestalten, z. B. mittels eines Persönlichen Ausbildungsprojekts (PAP). Die Ausbildungen orientieren sich am Modell der Situationsdidaktik und sind damit noch praxisbezogener geworden. Zukunftsszenarien der Berufsbildung, z. B. die fortschreitende Digitalisierung, werden explizit einbezogen. Demnächst soll auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung integriert werden.

Weibliche Lehrperson beobachtet zwei weibliche Lernende
EHB/Ben Zurbriggen

Für die auszubildenden Lehrkräfte der Berufsbildung schafft dies einen klaren Mehrwert. 

Hauptmerkmale der berufsbegleitenden Ausbildung

Die Studiengänge für Lehrkräfte und Berufsbildungsverantwortliche zeichnen sich durch folgende Hauptmerkmale aus:

  • Die Ausbildung lässt sich persönlich ausgestalten – dank der Anerkennung von Äquivalenzen für bereits erworbene Kompetenzen, dank individueller Begleitung während der ganzen Ausbildung und dank des Persönlichen Ausbildungsprojekts (PAP), das sich durch das gesamte Studium zieht.

  • Die Ausbildung basiert auf dem neu konzipierten Modell der Situationsdidaktik. Das heisst: Die Ausbildung nimmt Bezug auf die konkreten Situationen der Unterrichtstätigkeit, wodurch eine Trennung zwischen gelebter Unterrichtspraxis und pädagogisch-didaktischer Ausbildung für die Studierenden wegfällt. Diese Verschränkung von Unterrichtspraxis und Studium fördert nicht nur die Handlungskompetenzen sondern auch das kritisch-reflexive Denken der Studierenden.

  • Die EHB bietet kohärente, auf Kontinuität ausgerichtete Ausbildungen an, die sich aufs Wesentliche konzentrieren. 

  • Die Ausbildung berücksichtigt aktuelle Entwicklungen und Innovationstendenzen in der Berufsbildung: Themen wie die fortschreitende Digitalisierung, kulturelle Diversität oder die Globalisierung – und damit die zunehmende Bedeutung sprachlicher Kompetenzen – sind in die Studiengänge eingebunden. Das macht die Ausbildung an der EHB zeitgemäss und herausfordernd.

  • Die Ausbildung ist in einen nationalen Rahmen eingebettet: Dank der Verankerung der EHB in allen drei Hauptsprachregionen der Schweiz besteht eine geschärfte Aufmerksamkeit für die Anliegen von Gesellschaft und Arbeitswelt im schweizerischen Kontext, ohne dabei die Sicht über die Grenzen hinaus zu vernachlässigen.

Die Ausbildungsstruktur – ein Beispiel

Die Ausbildungsstruktur lässt sich am Beispiel des Diplomstudiengangs für Lehrkräfte des Berufskundeunterrichts (BKU) im Hauptberuf (60 ECTS) exemplarisch aufzeigen:

Im Mittelpunkt stehen zwei übergreifende Module (Module I und II), die während der ganzen Ausbildung stattfinden. Mit Modul I wird ein Element in die Ausbildung aufgenommen, das auf die Entwicklung der beruflichen Identität der Lehrpersonen abzielt. Es beinhaltet Seminare zur Analyse der Unterrichtspraxis sowie Berufsethik. Modul I mündet in die Zertifizierung der Unterrichtspraxis (Lehrbefähigung, LB). Modul II beinhaltet das Persönliche Ausbildungsprojekt (PAP). Die Studierenden gleisen das Projekt zu Beginn ihrer Ausbildung auf und können dabei persönliche Anliegen berücksichtigen. Das PAP zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Ausbildung und mündet in der abschliessenden Diplomarbeit.

Sowohl für Modul I als auch für Modul II erhalten die Studierenden eine kontinuierliche individuelle Begleitung.

Aufbauend auf Modul A, beinhaltet die Ausbildung fünf Module mit pädagogisch-didaktischem Charakter (Module B bis E), ein Modul zu Fragen der Kommunikation im Unterricht und mit den Lernenden als Individuen (Modul F) sowie ein Modul zum System der Berufsbildung (Modul G). Besonders hervorzuheben ist die gezielte Thematisierung von Digitalisierung im Unterricht sowie der dazugehörenden Didaktik (Modul D): Dieses Modul soll eine intensive, bewusstseinsfördernde Auseinandersetzung mit den Vorteilen und Grenzen der Anwendung der Digitalisierung in den Lehr- und Lernprozessen ermöglichen.

Wird eine genügend hohe Anzahl auszubildende Lehrpersonen erreicht, können Teilmodule im Wahlmodus im Umfang von max. 12 ECTS angeboten werden, darunter z. B. ein Didaktik-Modul zum Thema bilingualer Unterricht.

Der Weg zum Ausbildungskonzept 2020

Den Studienplänen zugrunde liegt – gemäss der Situationsdidaktik – eine Sammlung von 50 einschlägigen Berufssituationen. Die Mitarbeitenden der EHB in Zusammenarbeit mit den Berufsbildungsverantwortlichen erstellten für jede dieser Situationen eine detaillierte Beschreibung, welche die involvierten Akteure, Aktivitäten, Normen sowie Ressourcen (d. h. Kenntnisse, Fähigkeiten und Haltungen) umfasst. Ein Beispiel einer solchen Beschreibung sehen Sie hier:

Situation D3Unterrichtsaktivitäten online und blended erarbeiten und durchführen
AkteureLehrperson, Lernende, technisches Fachpersonal, Kolleginnen und Kollegen
AktivitätBei der Unterrichtsvorbereitung und -durchführung berücksichtigt die Lehrperson die kohärente Benutzung von Multimediahilfsmitteln und insbesondere der Unterrichtsformen online und blended in einer Weise, die dem eigenen Unterrichtskonzept und den Bedürfnissen des Lernpublikums angemessen ist. Bei der Planung integriert sie solche Aktivitäten organisch in die Unterrichts- und Lernprozesse, wobei sie insbesondere auf die innovativen Aspekte und aufs Potenzial der Kommunikationstechnologien achtet. Sie ist darum bemüht, dass den Technologien im didaktischen Kontext eine Rolle als Mittel und nicht als Zweck zukommt.
NormenRegeln der Benutzung von Information and Communication Technology (ICT) und Internet
Ressourcen  Kenntnisse, Fähigkeiten und Haltungen
Kenntnisse
  • Grundlegende Begriffe zu ICT und zur computergestützten Kommunikation mit besonderer Berücksichtigung der kognitiven und sozialen Implikationen.
  • Psychologische und pädagogische Grundlagen der Ausbildung online und blended.
  • Didaktische Strategien und Techniken zur Ausbildung online und blended.
  • Informatikgrundlagen, insbesondere zur Funktionsweise der am meisten verbreiteten Unterrichtsplattformen.
Fähigkeiten

Fähigkeit,

  • Lehr- und Lernaktivitäten online und blended mit individuellen und kollektiven Kommunikationssituationen (Forum, Chat, E-Mail, usw.) zu planen und durchzuführen.
  • Unterrichtsmittel und -materialien für eine effiziente Nutzung von Lehr- und Lernaktivitäten online und blended zu konzipieren und zu entwickeln.
  • didaktische Situationen zu konkretisieren, die das Potenzial der ICT nutzen und deren wichtigsten kommunikativen Hürden vermeiden.
  • signifikante und effiziente Unterrichtsszenarien online und blended zu konzipieren und zu strukturieren.
  • mit Fachleuten aus dem Multimedia- und Informatikbereich zusammenzuarbeiten.
HaltungenKommunikative Sensibilität, Neugierde, Innovationsgespür, Kohärenz

 

Aus der Beschreibung der 50 Situationen konnten 11 zentrale Handlungskompetenzen abgeleitet werden, die der Tätigkeit aller Lehrpersonen und Berufsbildungsverantwortlichen zugrunde liegen. Es handelt sich um folgende Kompetenzen:

A. Unterricht planen

B. Unterricht vorbereiten

C. Unterricht durchführen

D. Technologien in den Unterricht integrieren

E. Mit den Lernenden umgehen

F. Lernende begleiten

G. Lernergebnisse beurteilen

H. Unterricht auswerten

I. Im Berufsbildungssystem kooperieren

L. Administrieren und organisieren

M. Die eigene Identität annehmen und die eigene Rolle als Lehrperson übernehmen

 

Aus der Kombination der 50 beruflichen Situationen und der 11 Kompetenzen ergab sich ein Grundtätigkeitsprofil der Lehrpersonen und Berufsbildungsverantwortlichen. Durch Hinzufügung bzw. Anpassung einiger Situationen entstanden daraus fünf unterschiedliche Profile, nämlich für Lehrkräfte des Berufskundeunterrichts (BKU), der Höheren Fachschulen (HF), der Berufsmaturität (BM), der Allgemeinbildung (ABU) und für den Sportunterricht in der beruflichen Grundbildung (SP). Diese Profile dienten schliesslich als Basis für die detaillierte Erarbeitung der Studiengänge und der einzelnen Module.

Eine wichtige Rolle im Revisionsprozess spielten die kritischen Anmerkungen der EHB-Stakeholder zum bisherigen Modell: Die Anliegen von EHB-Absolventinnen und -Absolventen, von Schuldirektorinnen und -direktoren, von Verantwortlichen der Berufsbildungsämter sowie von Mitgliedern der Anerkennungs- und Aufsichtskommissionen des SBFI flossen in die neuen Studienpläne ein.