Medizinische/r Praxisassistent/in EFZ

Im Ausbildungsjahr 2016/17 befanden sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik insgesamt 2291 Lernende in der dreijährigen Ausbildung zum Medizinischen Praxisassistenten oder zur Medizinischen Praxisassistentin EFZ nach der Bildungsverordnung vom 8. Juli 2009. Eine neue Bildungsverordnung tritt auf das Ausbildungsjahr 2019/20 in Kraft und betraf deshalb die erhobenen Lehrverhältnisse noch nicht.

Eine Gruppe junger Frauen und Männer mit Berufsutensilien in der Hand
COM SFIVET

Unter den Lernenden befanden sich 99 Prozent Frauen sowie 3,2 Prozent erwachsene Lernende (über 25 Jahre alt). 1,2 Prozent der Lehrverhältnisse entfielen auf eine verkürzte Ausbildung. Die nachfolgende Auswertung beruht auf 100 verschiedenen Lehrbetrieben mit insgesamt 175 Lernenden in verschiedenen Lehrjahren. Die Berufsmaturitätsquote (BM 1) betrug in dieser Stichprobe 9,2 Prozent.

Übersicht über Kosten und Nutzen

Während der dreijährigen Ausbildung von Medizinischen Praxisassistenten oder -assistentinnen erzielt ein Betrieb im Durchschnitt einen Nettonutzen von gut 13 000 Franken pro Lehrverhältnis. Während die Betriebe im ersten Lehrjahr im Durchschnitt noch Nettokosten tragen, erzielen sie im zweiten und dritten Lehrjahr einen Nettonutzen von gut 7000 beziehungswiese von gut 8000 Franken pro Lehrverhältnis.

Die Erhebung von 2009 (Strupler & Wolter 2012) zeigte ein ähnliches Muster über die Lehrdauer, allerdings lag der Nettonutzen über die gesamte Lehrdauer mit 20 800 Franken pro Lehrverhältnis etwas höher. In der Erhebung von 2004 (Mühlemann et al. 2007) belief sich der gesamte Nettonutzen hingegen ebenfalls auf gut 13 000 Franken pro Lehrverhältnis.

Tabelle 1: Bruttokosten, produktive Leistungen und Nettonutzen

Lehrjahr123Total
Bruttokosten20 22025 58030 36076 150
+/-2 6203 8004 1509 000
Prod. Leistungen 18 20032 70038 66089 550
+/-2 3102 9303 5306 040
Nettonutzen-2 0207 1308 30013 400
+/-2 6704 3004 8109 400

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Die Bruttokosten im Detail

Der Anstieg der Bruttokosten von 10 000 Franken über die Lehrdauer (Tabelle 1) ist praktisch vollumfänglich auf die zunehmenden Lehrlingslohnkosten zurückzuführen. Diese steigen gemäss der Abbildung 1 von knapp 7000 Franken im ersten auf 17 000 Franken im dritten Lehrjahr an, während die Personalkosten konstant bei rund 10 000 Franken pro Lehrjahr liegen. Der relativ steile Anstieg der Lehrlingslohnkosten widerspiegelt sich auch bei den in der Tabelle 2 dargestellten Bruttomonatslöhnen der Lernenden: Während der Median aller erhobenen Bruttomonatslöhne der Lernenden im ersten Lehrjahr bei 500 Franken liegt, steigt er im dritten Lehrjahr auf 1200 Franken an.

Material-, Anlage- und sonstige Kosten sind im Vergleich zu den Lohnkosten für Lernende und Personal weniger bedeutend.

Abbildung 1: Bestandteile der Bruttokosten

Tabelle 2: Bruttomonatslöhne der Lernenden

Lehrjahr 123
25. Perzentil4008001 150
Median 5009001 200
75. Perzentil5501 0001 310

© EHB / Gehret, Aepli, Kuhn & Schweri (2019)

Produktive und unproduktive Zeiten am Arbeitsplatz

Die Tabelle 1 zeigt einen besonders starken Anstieg der produktiven Leistungen zwischen dem ersten und dem zweiten Lehrjahr. Laut der Abbildung 2 sind dafür in erster Linie die rückläufigen unproduktiven Übungszeiten verantwortlich. Zwischen dem zweiten und dritten Lehrjahr kommt es zu keiner weiteren Verschiebung zwischen unproduktiven und produktiven Zeiten.

Für den nochmaligen – wenn auch geringeren – Anstieg der produktiven Leistungen zum dritten Lehrjahr hin gibt es zwei Gründe. Erstens setzt sich die bereits zwischen den ersten beiden Lehrjahren zu beobachtende Verschiebung innerhalb der produktiven Zeiten fort: Die Tätigkeiten, die sonst von Ungelernten verrichtet werden müssten, nehmen ab. Dafür nehmen die Tätigkeiten zu, die sonst von ausgebildeten Fachkräften ausgeübt werden müssten. Zweitens schätzen die befragten Betriebe den Leistungsgrad der Lernenden beim Ausüben solcher Fachkraft-Tätigkeiten im dritten Lehrjahr auf hohe 79 Prozent. Diese Entwicklungen führen zu einem Anstieg des Nutzens aus Fachkraft-Tätigkeiten um gut 12 000 Franken zwischen dem zweiten und dem dritten Lehrjahr. Der Nutzen aus Ungelernten-Tätigkeiten reduziert sich hingegen gleichzeitig um etwa 6000 Franken.

Abbildung 2: Zeitanteile der Lernenden am betrieblichen Arbeitsplatz

Nutzen aus der Übernahme von Lernenden

Wenn Betriebe Medizinische Praxisassistenten oder -assistentinnen vom externen Arbeitsmarkt rekrutieren, fallen für die Rekrutierung (Auswahlverfahren und Einarbeitung) im Durchschnitt gut 14 000 Franken an Kosten an. Durch die Weiterbeschäftigung von eigenen Lernenden – statt Rekrutierung über den externen Arbeitsmarkt – sparen die Betriebe im Schnitt pro Lehrverhältnis rund 5000 Franken an solchen Rekrutierungskosten ein.

Impressum

Die vorliegende Berufsauswertung basiert auf der vierten Kosten-Nutzen-Erhebung der beruflichen Grundbildung. Der Hauptbericht und Informationen zur Erhebung sind verfügbar unter www.ehb.swiss/obs/kosten-nutzen-betriebe
Autoren der Berufsauswertungen: Alexander Gehret, Manuel Aepli, Andreas Kuhn, Jörg Neumann, Fabian Sander, Jürg Schweri