I wie Integration ist auch im Beruf das A und O

3. Oktober 2022 – Wer arbeitet, verdient sich damit nicht nur den eigenen Lebensunterhalt. Arbeit stiftet Sinn und Arbeit integriert. Die Integrationsvorlehre INVOL öffnet jungen Menschen mit Migrationshintergrund die Tür zur Schweizer Berufswelt. Dieser erste Schritt ist von enormer Bedeutung. Er ermöglicht den Weg hin zu einem Berufsabschluss und damit zu einem unabhängigen und selbstverantwortlichen Leben.

Dr. Barbara Fontanellaz
Dr. Barbara Fontanellaz, Direktorin EHB
SFUVET, Ben Zurbriggen

Einen Beruf zu haben und arbeiten zu können, ist für viele in unserem Land eine Selbstverständlichkeit. Aber längst nicht für alle: Wer aus der Fremde hierherkommt, unsere Sprachen nicht spricht, keinen Berufsabschluss hat, oder keinen, der hier anerkannt ist, fängt beruflich oft wieder ganz vorne an. 

Mit der Integrationsvorlehre (INVOL) hat der Bund 2018 ein neues Angebot geschaffen, das einen Einstieg in die Schweizer Berufsbildung ermöglicht: Wer eine INVOL macht, wird ein Jahr lang gezielt auf eine berufliche Grundbildung vorbereitet. Das hilft vielen – knapp zwei Drittel der INVOL-Absolventinnen und -Absolventen haben laut Staatssekretariat für Migration SEM letztes Jahr eine Lehre begonnen. 

Noch läuft die INVOL als Pilotprogramm. Ursprünglich war sie für Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene gedacht. Inzwischen können auch Migrant:innen ausserhalb des Asylbereichs eine INVOL absolvieren. Zudem besteht der Wille, die INVOL ab 2024 zu einem dauerhaften Angebot weiterzuentwickeln. 

Seitens der EHB durften wir bereits mehrfach am INVOL-Programm mitwirken. Im Rahmen eines Beratungsmandats bringen auch jetzt drei Expertinnen der EHB ihr Wissen und ihre Erfahrung in die Projektgruppe des SEM ein, die daran arbeitet, die INVOL als dauerhaftes Angebot zu konzipieren. 

Der integrative Wert einer Berufsausbildung kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Wir sollten alles daransetzen, möglichst vielen Menschen hierzulande einen Zugang zur Berufs- und Arbeitswelt zu ermöglichen, in der sie als Fachkräfte hoch willkommen sind und Wertschätzung erfahren. 

In den letzten Monaten haben insbesondere viele Menschen aus der Ukraine bei uns Schutz gesucht. Wir sind in der Bildungs-, Arbeits- und Berufswelt mehr denn je gefordert, Geflüchteten beruflich eine Perspektive bieten zu können. Mit dem Schutzstatus S können aus der Ukraine Geflohene vorerst für ein Jahr bei uns bleiben und arbeiten. Auch die INVOL steht ihnen offen. Wir müssen uns für beides einsetzen: Für Frieden und dafür, dass die Geflüchteten bis dahin bei uns in menschenwürdigen Verhältnissen leben und arbeiten können. 

Dr. Barbara Fontanellaz 
Direktorin EHB